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Aufzeichnungen aus einem Bücherhaus

Junk

Wenn der Morgen taut, bin ich ja schon seit Wochen in der Buchhandlung.

„Haben Sie die Pest?“

Ein wenig verunsichert, dass ich so schlimm nun auch wieder nicht aussehen könne ...

Anleitung zur höchsteigenen Abkühlung

Da es ja zumindest hier in der Stadt, der großen, derzeit nicht so leicht ist, sich von Baumschatten zu Baumschatten zu bewegen ohne am Asphalt kleben zu bleiben (weil dafür bräucht es Bäume), bleibt nur der gute alte Einfallsreichtum. Daher im Folgenden ein paar wenige Hilfestellungen

Der Koffer

Blickt man zu dieser Zeit auf unseren Haus- und Vorhof, könnte einen glatt die Reise am Schlafittchen packen, so idyllisch liegt der Platz in der Gegend herum.

Ein Hinweis in nicht ganz eigener Sache

So manch aufmerksamer Seele ist sicherlich die aktuell mondkratrige Beschaffenheit unseres Vorhofs, gemeinhin Sparkassenplatz genannt, nicht entgangen. Mit schwerem und schwerstem Gerät, Sorgfalt, Gewalt, und sorgfältiger Gewalt wird hier alles dem Erdboden ungleich gemacht ...

Die Sache mit der Mütze

Etwas Aufsehenerregendes ist heute geschehen. Zumindest für mich. Zu einer Uhrzeit, die ich aus Datenschutzgründen nicht nennen darf, fiel mir auf, dass meine Lieferantenmütze, die manche durch meine Berichte, manche durch eine Begegnung mit ihr schon kennen mögen, die, die ich zu tragen pflege, wenn hier zu ist, diese Mütze, angenehm zu tragen, farblich passabel, mit Wohlwollen geschneidert, ward verschwunden.

Gute Nachrichten*

Zwei gute Nachrichten* Erstens: Nun will mir das Gleichnis mit der Zeit und dem Fluss nicht einfallen, was aber vollkommen egal ist, da es weder neu noch aus dem feinsten Stein der Weisheit gehauen ist. Vor allem aber ist es egal, weil ich mir dadurch eine wie auch immer geartete Überleitung erspare und gleich dazu übergehen (was für ein garstiges Wort, ihr merkt gleich warum) kann die spezielle Beschaffenheit des Flusses, vielmehr das ihn ausfüllende Element anzuklagen, welches Hazweio oder auch Wasser genannt wird.

Ohne aktuellen Anlass

All jene, die es nach genauesten Informationen dürstet, was wir eigentlich hier so treiben, während wieder mal, so lang schon, die Türen geschlossen bleiben, wird es nun nicht in Freude aufschwemmen, da ich mir, so wies sein soll, ein wenig Geheimniskrämerei schon vorbehalten möchte.

Geister

Den heutigen Eintrag möchte ich mit einer Lobhudelei auf die technischen Errungenschaften dieser Zeit, in der wir ja ohne Zweifel leben, in Form einer Hochpreisung meines neu geliehenen Rades beginnen. Weil es verdient ist.

Der gute Tag

Der Tag fing heute mehr als gebührend an. Eine äußerst nette ältere Dame beschrieb mir früh morgens vor der Buchhandlung mit warmen, lebendigen Worten das beste Apfelkuchenrezept der Welt.

Eine handvoll Notizen

Mit Müdigkeit, großer, hat dieser Tag begonnen. Es scheint, als würde sich bei mir eine Art Kontaktmüdigkeit einstellen, die daher rührt, dass ich ständig von meiner liefernden Kollegin umgeben bin. Es wird Zeit, dass ich, vielleicht schon morgen, wieder selbst auf die Straße und diese Müdigkeit auf jemanden anderen wälze.

Ein Nachtrag

Obwohl heute ja schon wieder heute ist, liegt mir doch ein kleiner Nachtrag von gestern auf dem Herzen. Eigentümlich ist das Gefühl mit erhebender Musik auf den Ohren aufrecht nach Hause zu schreiten, während doch das auf seinem platten Reifen nachgeschleppte Rad irgendwie doch von einer Niederlage kündet. Ein wandelnder Widerspruch, als hätte ich es nicht geahnt.

Die innere Logik

Heute gab es keine Ausrede. Nicht, dass ich keine hätte. Es ist ja etwa immer noch nicht Frühling. Aber Bücher unter die Leute zu bringen, schien mir dann doch wichtiger als meine Körpertemperatur zu sein. Selbstverständlich.

Grauschleier

Der heutige Tag stellte sich nun vergleichsweise ruhig dar. Wenig im Lieferumkreis befindliches, hieß wenig Abenteuer.

Experimente II

Eine Ausrede, warum heute abermals meine Kollegin ihr Rad durch die Straßen dieser kleinen, aus Wadlsicht aber nicht ganz so kleinen Stadt getrieben hat, darf ich mir heute sparen.

Domo Arigato

Meine heutige Ausrede: Ich habe meine Lieferantenjungenmütze vergessen. Das Fahrrad zwar auch, doch das ist in diesem Falle eine Randnotiz.

Tja ...

... Jetzt sitzen wir wieder alle zuhause in unseren Buchhandlungen, unbesucht, aber nicht vergessen, wie es scheint.

Empfehlungen I

Es kommt vor, dass sich Buchhändler*innen folgendes gefragt fühlen (meist weil sie auch wirklich gefragt werden): „Können Sie mir etwas empfehlen?

Vom Buchhändler und (seinen) Büchern: Wut

Als Buchhändler verstehe ich mich als durchaus mit dem Schafhirten verwandt. Man tut sein Möglichstes um seine Schutzbefohlenen zusammenzuhalten, streichelt ihnen bei Gelegenheit sanft über das Fell, ab und an riecht man sogar ein wenig streng (glaubt es oder nicht, dies ist ein oft nicht wenig sportlicher Beruf).

Vom Buchhändler und (seinen) Büchern: Neid

Der Buchhändler existiert, so legen verschiedene und seltene Sichtungen nahe, auch außerhalb seines angestammten Territoriums. Wie immer blass, einen Hauch verstört ob der ungewohnten Umgebung und noch immer in kariertem Tarnfederkleid sucht er dann meist sein Nest auf. So sagt man sich. Ich sage schlicht, ich gehe nach Hause.

Vom Buchhändler und "seinen" Büchern: Trauer

Die meisten Menschen mit denen ich zu tun habe sind ohne Zweifel Bücher. Der verbleibende Teil besteht wiederum aus Menschen, die mir Bücher vorderrücks und hinterbrust aus dem Herzen rauskaufen.

Die Brille

Ich bitte um Verzeihung, wenn dies folgende beliebiger als sonst scheint, aus aktuellem Privatanlass und weil es ferne doch mit Büchern zu tun hat, sei es doch an diesem Ort hinparliert. Immer wenn ich ein Buch lese, brauche ich A) ein Buch und B) meine Brille, wenn mich auch (noch) lediglich Kurzsichtigkeit plagt (habe lange Arme).

Maskerade

Es scheint mir, dass, trotz meiner adlergleichen Aufmerksamkeit, sich hinter meinem Rücken mittlerweile etliche Tage aufgetürmt haben, seitdem unsere Buchhandlung wieder begehbar ist. Zeit für so etwas wie einen eiligen, sehr maskendominierten Bericht, scheint mir weiter.

Tag 22 – Ende (?)

Zufallszitat des Tages: Regal R bis Stre, zweites Regal von unten, dreiundvierzigstes Buch von links, S. 10 (kein Witz!): „Diese Geschichte ist zu Ende; sie Begann vor drei Jahren zu genau dieser Jahreszeit, um die Wahrheit zu sagen, sogar auf den Tag genau, und zwar ungefähr so:“ Frisch rasiert. Heute aufs Rad gestiegen. Mehr …

Tag 21 – Sicherheit II

Zufallszitat des Tages: Regal Mor bis R, zweites Regal von unten, zweites Buch von rechts, Seite 21: „Sie sehen blendend aus!“

Tag 20 – Nervenkrieg

Zufallszitat des Tages: Regal Strind bis Z, drittes Regalbrett von oben, achtzigstes Buch von rechts, S. 134: „Einmal griff eine kalte Hand nach ihrem Fuß, seitdem ist der Fuß steif geworden und steif geblieben.“

Tag 19 – Aufregung

Zufallszitat des Tages: Regal A bis Doy, viertes Regalbrett von unten, achtunddreißigstes Buch von links, S.150: „Niemals würde ein Pferd vor dem Institut halten und jemand rufen.“ Ein äußerst ungewöhnlicher Tag.

Tag 18 – Die Methode

Regal Doy bis Hou, zweites Regalbrett von unten, drittes Buch von links, S.57: „Bin dir sehr, sehr dankbar für deinen Brief, kann mir deine Scherereien vorstellen und bitte Dich um Verzeihung für mich und die Buchhändler.“ Wie es dann weitergeht, das spare ich mir hier, garstig jedenfalls. Ich entschuldige mich trotzdem, in aller Form, die mir noch bleibt, das kann ja nicht schaden.

Tag 17 – Leibesübungen

Zufallszitat des Tages: Regal N bis R, drittes Regalbrett von oben, neunzehntes Buch von rechts, S. 66: „Außerdem gibt es da, wo Huren sind, den besten Service, das beste Essen, alles vom Feinsten.“

Tag 16 – Mysterien

Zufallszitat des Tages: Regal Strind bis Z, Regalbrett drei von unten, achtzigstes Buch von rechts, S. 158: „Der Raum hat keine Ausdehnung, nur die räumlichen Gegenstände sind ausgedehnt, aber die Unendlichkeit ist eine Eigenschaft des Raumes.“

Tag 15 – Unerwartbarkeiten

Zufallszitat des Tages: Regal A bis Doy, erstes Regalbrett von unten, einundsiebzigstes Buch von rechts, S.25: „>Da ist Aloe Vera drin<, sagte er.“

Tag 14 – Wasser

Zufallszitat des Tages: Regal Hous bis Moor, viertes Regalbrett von oben, dreiundvierzigstes Buch von rechts, S. 43: „Was die durch ihr Laster verdummten Arbeiter nicht begreifen können: Man müsste, um Arbeit für alle zu haben, sie rationieren wie Wasser [auf einem Schiff in Seenot].“ Keine Angst, das tue ich euch nicht an.

Tag 12 – Planung

Zufälliges Zitat des Tages, aus: Regal Jüng bis Quart, zweites Regalbrett von oben, neunundneunzigstes Buch von links, Seite 140: „Tief zieht mir/ der Schlaf die Kappe ins/ Gesicht allerdings ist sie aus/ Fleisch rechts kleines Schaf/ links großer Pfau die beiden/ schicken mich auf Gräserschau“

Tag 11 – Träume

Zusammenhangloses Zitat des Tages aus Regal R bis STRIG, drittes Regalbrett von oben, dreiundfünfzigstes Buch von links, Seite 98: „Leise zieht der süße Traum vorüber, und ich bin wieder allein.“

Tag 10 – Erfolge (?)

Hier zusammenhangloses Zitat des Tages: Regal STRIN bis Z, viertes Regalbrett von oben, vierzigstes Buch von links, Seite 81: „Dann möchte ich den Vorschlag machen“, sagte Dobbs, „dass wir noch sechs Wochen dreingeben, dann das Camp einebnen und abwandern.“

Tag 9 – Hindernisse

Zufälliges Zitat des Tages: Regal D bis H, zweites Regal von oben, fünfunddreißigstes Buch von links, Seite 172: „Ha, ha! Ich war Ihnen zu schlau, ich, der Irrsinnige!“

Tag 8 – Formationen

Der Witz mit dem Bart, der keiner ist, ist nun genau zu so einem geworden, wenn ihr versteht, was ich meine. Überlege nun, Raupen zu züchten und als variable Gesichtsbehaarung abzurichten. Platz wäre ja, in zweifacher Hinsicht.

Tag 6 – Sicherheit

Bart könnte nun nicht schaden. Es folgen Tage, an denen normalerweise man keinen Buchhändler vor die Tür jagt, glaubt man den Wolken am Himmel. Wohlweislich gestern meine Skiunterwäsche hervorgekramt (keine Ahnung warum ich sowas eigentlich habe) und eine angeblich wasserdichte Hose geliehen. Sicher ist sicher.

Tag 5 – Experimente

Vollbart. Ich scherze. Meine Barthaare bleiben drin. #stayathome.

Tag 4 – Fisolensalat

Unrasiert? Wenn ja, man merkt es kaum. Der Ablauf dürfte mittlerweile klar sein. Bestellungen bearbeiten, Lieferungen vorbereiten, mit ums Radrad gewickeltem Schloss (schon wieder) losfahren, das Übliche.

Tag 3 – Auf und ab

Versehentlich rasiert. Verdammt, die Gewohnheit sitzt tiefer als gedacht.

Tag 2 – Freigang

Noch wie frisch rasiert. Aufgeregt, als wärs Weihnachten, die angekommen Pakete geöffnet – Jackpot: Bücher. Heute gelieferte Interessensgebiete: Nachdenkliche Hühner, interessante Wege einen gemütlichen Abend zu ruinieren, Finger in Büchern.

Tag 1 – Die leere Buchhandlung

Noch frisch rasiert. Gespenstisch, als wärs Faschingsdienstag, ist die Buchhandlung leer. Leer bis auf einen einzelnen, der tut, was zu tun ist. Euch mit Büchern versorgen und hier halt so Sachen schreiben.