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Tag 17Leibes-übungen

Zufallszitat des Tages: Regal N bis R, drittes Regalbrett von oben, neunzehntes Buch von rechts, S. 66: „Außerdem gibt es da, wo Huren sind, den besten Service, das beste Essen, alles vom Feinsten.“

Obgleich wir im Vergleich weniger bieten, finde ich unseren Service doch auch ganz in Ordnung…

Heute früh während des Verpackens wurde mir plötzlich bewusst, in welch herausragendes Training meine Arbeit ausgeartet ist – wenngleich mit bloßem Auge noch keinerlei Veränderung an mir zu bemerken ist. Dies dürfte aber nicht lange auf sich warten lassen, zumal etwa frisches Paketband am Paketbandhalter (mit Schneidevorrichtung) sich unglaublich widerspenstig verhält, wodurch der gute alte Expander wohl ausgedient hat. Schnelles Trippeln zwischen all Dingen, die sich hier ausgebreitet haben, ist feinste Rocky-Balboa-Beinarbeit, der unvermeidbare Sprung über Bücherwannen lässt der strengsten Balletttrainerin Tränen des Stolzes in die Augen steigen. Schnelle Sprints zum Telefon verbessern den Antritt, telefonierend nicken, obwohls niemand sieht, trainiert die Nackenmuskulatur und lässt einen ander geistigen Gesundheit zweifeln. Die wohldosierten Druckausübungen auf die Pedale, um nicht Umzufallen, das damit koordinierte Herumgeschaue (damit mir nicht entgeht, was da so alles passiert), dazu die Hanteln der Verantwortung – all das summiert sich lediglich zu einer Kleinstauswahl aus der Kraftwerkstatt, die ich Buchhandlung nenne. Und nebenbei bin ich mir recht sicher, heute versehentlich ein Pianokonzert von Schostakowitsch auf der Tastatur gespielt zu haben.

Ich erwäge nun dies in einen Fitnessplan umzugestalten, für Menschen, die das gerne wollen. Fitness. Und Plan. Fit während nur einer Lesung von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ – In seiner Gesamtheit. Der Slogan ist zugegebenermaßen etwas sperrig, aber man kann nicht alles haben.

Jetzt hab ich den ganzen schönen Platz hier verplaudert, dabei gäbe es doch noch so einiges zu erwähnen. Wie dem auch sei, ich denke wir alle haben morgen auch noch Zeit dafür, nicht wahr? Bis zu diesem Tage, seid unbesorgt!

Fast vergessen: Müll zum zweiten (!) Male entsorgt. Ich verzeichne das unter Psychohygiene.

Im Bild: Ein Überbleibsel aus sowjettirolischen Zeiten, so habe ich das beschlossen. Ob das stimmt? Wahrscheinlich.