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Tag 12Planung

Zufälliges Zitat des Tages, aus: Regal Jüng bis Quart, zweites Regalbrett von oben, neunundneunzigstes Buch von links, Seite 140: „Tief zieht mir/ der Schlaf die Kappe ins/ Gesicht allerdings ist sie aus/ Fleisch rechts kleines Schaf/ links großer Pfau die beiden/ schicken mich auf Gräserschau“

Jeder weiß, dass eine gut geplante Route das Herzstück einer Liefertour ist. Alte Füchse der edlen Botengilde wissen aber auch, dass Zufall, Gevatter Chaos, ja kosmische Kräfte die Seele jedes verschlungenen Wegs sind, womit übermäßige Planung reiner Zeitvertreib ist. Weil aber Dinge möglichst schnell von einem Ort zum anderen sollten, dies aber wie erläutert durch Unvorhergesehenes ohnehin verzögert wird, spart man sich das gleich (oder „a priori“, wie wir Boten sagen). So weit, so dicht die Beweiskette.
So speilt es dann keine Rolle, dass ein zu flüchtiger Blick auf die durch ihre Zoom-Einstellung lügende Karte, die noch dazu Höhenmeter verschluckt, weil darauf auch wirklich niemand achtet, irgendwelche Konsequenzen nach sich zieht. Oder dass dort, wo kein Weg eingezeichnet ist, auch in Wirklichkeit keiner verläuft. Die Wirklichkeit ist nicht planbar, Widerstand zwecklos.

Und wenn das Ziel dann einen so schönen Namen hat, wie ihn nur der Datenschutz verschweigen kann, dann kämpft man sich ohnehin gerne rauf ins raue Gebirge, fährt in den vorletzten Atemzügen auf idyllisch umstrüppten Waldwegen, während man wahrscheinlich von schlaflosen Eulen, vielleicht Pfauen, sicherlich aber von so manchem Bär argwöhnisch beobachtet wird. Dann setzt man gern seine Unversehrtheit im Roulette-Spiel des Überlebenskampfes auf Weiß, ja, man blickt nur halb so nervös auf das leere Proviantpäcklein, leer bis auf ein Buch, während die Stadt, wie wir sie kennen, sich langsam daran macht, im Horizont zu verblassen.
Ich übertreibe? Keineswegs, ich lese nur die Erinnerungen aus meinem Kopf. Kurzum, weil das hier sonst den Rahmen zu sprengen droht: Dieses und einige weitere Bücher wurden heute adoptiert, das ist doch alle Mühe wert, mein ich.

Zu Ende noch besorgniserregende Nachrichten: Während des Vorgangs des Herunterrollens unter ständigem Bremsen (da ich, lediglich mit einer Rücktrittbremse ausgestattet bin, würde ich sonst niemals mehr zum Stillstand kommen), fing mein Hinterrad trotz geringer Geschwindigkeit an zu klopfen. Ich weiß noch nicht, was es damit morsen will, denke aber, dies verheißt nichts gutes.

Obwohl heute noch viele, viele Zeilen zu füllen wären, verabschiede ich mich nun bis kommenden Montag, um mir auch mal meine Zeitungsjungenmütze über der fleischigen ins Gesicht zu ziehen. Dachte auch nicht, dass ich diesem Satz nochmal schreibe.
Bis dann!

Bild: Am Weg zum Ziel. Schön wars dort wirklich, das möcht ich nicht verschweigen.