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Ein Nachtrag

Obwohl heute ja schon wieder heute ist, liegt mir doch ein kleiner Nachtrag von gestern auf dem Herzen. Eigentümlich ist das Gefühl mit erhebender Musik auf den Ohren aufrecht nach Hause zu schreiten, während doch das auf seinem platten Reifen nachgeschleppte Rad irgendwie doch von einer Niederlage kündet. Ein wandelnder Widerspruch, als hätte ich es nicht geahnt.
Ob der gar so mitgenommene Reifen übrigens Ergebnis eines Sabotageaktes war oder eben doch nur ein Zusammenbruch aus Altersschwäche, ist noch nicht restlos geklärt. Die Gilde ist auf den Fall angesetzt, die Gilde hilft immer.

Die Luftleere wurde übrigens noch nicht behoben - ich bin mir erstens nicht sicher, ob ich die gleiche Luft brauche oder auch andere geht und zweitens habe ich noch gar kein Drumherum. Ohnehin sagt mir die Erleichterung von nicht offizieller Stelle, dass ich mit diesem Rad nicht mehr fahren kann, dass es so vielleicht der Sicherheit zuträglicher ist. Sogleich wurde mir in Bälde die Leihgabe eines topfunktionalen Ersatzrades geboten, das ich aber behutsam bedienen möge, gar nicht weil es so schön und neu und wertvoll (was es ist), nein, sondern, weil es schlicht "schneller" sei und gerade dieses "schneller" (dasselbe gilt nebenbei erwähnt auch schon für "hoh", "scharf", "Gabel" und "Stromkreis") stehe unter dem dunklen Schirm meiner, in gewissen Grenzen durchaus vorhandenen, jedoch bei der Existenz gewisser Unfallsrisiken oft in Richtung des kleineren und ungünstigeren Wahrscheinlichkeitsbereichs tendierenden Geschicklichkeit. Ein empörtes "Kann schon sein!" konnte ich gerade noch erwidern, ließ das "aber" sein und gelobte, so brav wie ehrlich, Vorsicht, äußerste Vorsicht walten zu lassen, obwohl mein bisheriges Überleben doch irgendwie die im Raum stehende Vermutung der Ungeschicklichkeit nach Ansicht führender Wissenschaftler entkräften müsste. Das beiseite: Vielen, vielen herzlichen Dank für das Rad!

Nun, aufgrund all dem in aller gebotenen Kürze Ausgeführten, ist heute meine Kollegin wieder unterwegs, auf einer sehr Pradl-lastigen Runde, wie ich weiß. Nach einem grundlosen Gesundheitscheck, der aus mehrfachem Fragen im selben Wortlaut bestand und dessen (positive) Antworten mit zunehmend misstrauischeren und verständnisloseren Blicken begleitet wurden, sowie der Übergabe des Auftrags mir (und damit uns allen) aufregende Neuigkeiten, Bilder von Interesse oder kostbare Fundstücke aus den fernen Landen da draußen mitzubringen, wurde sie freigelassen. Nicht ohne anzumerken, sie solle vorsichtig fahren, wer weiß, was nicht alles passieren kann, man hat ja so vieles schon gehört.

Nun, nach ihrer Rückkehr, muss in diesem Zusammenhang, leider, leider wieder berichten, dass es abermals zum Austausch von Gesetzesauslegungen zwischen meiner Kollegin und der Exekutive kam. Sie schämt sich gebührend. Irgendwann bekomme ich wohl einen Anruf aus dem Zuchthaus, es scheint nur eine Frage der Zeit.

Im Bild: Ein kinderfressendes Beet. Gern geschehen.