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DerguteTag

Der Tag fing heute mehr als gebührend an. Eine äußerst nette ältere Dame beschrieb mir früh morgens vor der Buchhandlung mit warmen, lebendigen Worten das beste Apfelkuchenrezept der Welt, das, nicht überraschend und sehr klingend, als "Großmutters Apfelkuchen" bezeichnet wurde. Trotz der Masse an darin verbackenen Äpfeln wird er keineswegs flüssig, wie nun wohl so manch Gelehrter einwenden möchte, nein, ein geradezu himmlischer Geschmack ergibt sich durch diese richtigste Mischung feinster Zutaten und ein wenig Geduld - es ist wie Magie. Leider habe ich mir das Rezept nicht gemerkt, aber wenn sie wieder einmal einen solchen zubereitet, soll mir ein Stück gehören, wofür ich mich schon jetzt herzlich bedanke. Die kostenlos draufgelegten Empfehlungen für die besten Halslutschtabletten der Welt verblassen neben dieser Aussicht beinahe.

Nach der täglichen Vor- und Verpackungsarbeit ging es heute für mich wieder einmal nach draußen während mein Doppelgänger (aber nur für Leute, die mich nicht kennen) hier die Stellung hielt und fleißig winkte. Eine kleine, aber schöne Route wurde in bewährter Manier minutiös wie eine Sanduhr geplant und zweirädrig bewältigt. Dazu habe ich meine Füße in weiser Voraussicht in mein einziges und bislang unbenutztes Paar Sportsocken gewandet. Und zwar die Art, bei der die verschiedenen Fußbereiche farblich abgehoben sind, gern in grellen Neonfarben. Damit Autofahrer*innen sofort den Lenker herumreißen können, wenn sie spät nächtens von meinen Zehen geblendet werden - durch die Schuhe versteht sich. Nützlich sind diese Socken für erstklassige Durchblutung, verbesserte Aerodynamik, lieblichen Rosenduft und was nicht noch alles. Tauchen Sie ein in die atemberaubende Welt der ungeahnten Fußgenüsse! Die Zukunft schon jetzt - nur an den Füßen! Ihr wisst schon. Nun, ich schätze, sie haben mir gute Dienste erwiesen. Aber genug davon, ich will nicht schwadronieren.

Einziger Grund eines kürzeren Oszillierens in der Nähe eines Zielortes: Ich verwechselte die Großen Alten, die im Saggen viele Straßen nach sich benannt fänden, wandelten sie noch auf dieser Erde und vor allem (ja, vor allem) in dieser Stadt. Da sie aber dort zu meiner Bequemlichkeit auf einem Haufen sitzen, war der Umweg klein, die Zustellung am End höchst erfolgreich.

Trotz Gegensonne und vollster Konzentration und Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer, stach mir auf dem Rückweg das abgebildete Häuschen ins Auge. Sofort zog ich die Notbremse, weil die Frage virulent wurde, wer denn darin wohnen möge. Zweifellos fahrradfreundliche Gesell*innen, was mich nun doch freut. Nach der ersten Aufregung beschloss ich jedoch die dort Hausenden nicht zu stören, der Umstand, dass ich ohnehin keine Klingel oder - wie ich mir eigentlich ausmalte - einen mächtigen, schweren Türklopfer in Form eines Elefantenkopfes gefunden habe, spielt dabei keine Rolle.

Höchst erfolgreich übrigens auch unser kleines Experiment. Vielleicht liegt es daran, dass ich es nun zwei Tage lang vergessen habe, wodurch die Menschen außen gespürt haben, dass ihnen etwas fehlt. So wird das sein. Nun: 8 zu 10 das Ergebnis, alle haben sich gefreut. Ein guter Tag.

Übrigens: Der gestern geborgene Stock wurde an die Besitzerin weitergeleitet. Sehr schön, so ist nun alles wieder im Gleichgewicht.